Hallo zusammen,
unser Neubau neigt sich dem Ende. Aktuell habe ich letzte Woche von jemand Unabhängigem einen Blowerdoor-Test gemacht (der Bauträger macht erst zur Übergabe einen, ich wollte aber einen machen, bevor die GK-Platten montiert werden). Jetzt stehe ich momentan zwischen den konträren Meinungen vom unabhängigem Blowerdoor-Tester, unserem baubegleitendem Sachverständigen (nicht von der Baufirma beauftragt) und unserem Bauleiter mit der Fragestellung
- Auf wieviel "dicht" haben wir Anspruch? -
Bedingungen beim Test:
Estrich und Putz sind drin und trocknen. Unser Trockenbauer hat die GK-Platten montiert, obwohl mit ihm abgestimmt war, dass er das erst NACH dem BD-Test macht. Also haben wir ihn wenigstens überredet bekommen, dass er pro Zimmer im OG (Satteldach mit kaltem Spitzboden) eine GK-Platte abmontiert. Hinter GK-Platten ist die Dampfsperrfolie/Dampfbremsfolie (mir wird irgendwie immer gesagt, dass es da keinen Unterschied gibt) auf die Sparren getackert, zwischen den Sparren ist die Dämmwolle. Es handelt sich um ein Haus ohne Lüftungsanlage, noch im letzten Jahr mit dem Bau begonnen, also sollte die Luftwechselrate gesetzlich unter 3 liegen. Zum Zeitpunkt des Testes war die Heizung noch nicht angeschaltet (Aufheizprogramm wurde 2 Tage später gestartet).
Ergebnisse vom Test:
Der Test hat Luftwechselrate von 1,3 bei 50 Pascal bescheinigt hat. Gleichzeitig gab es aber 3-4 Stellen im OG , an denen bei Steigerung des Rotors auf 100 Pascal doch ein gewisser Zug zu spüren war. Dieser war immer an der Stelle, an der eine GK-Platte abmontiert war, wodurch die genaue Leckageortung pro Zimmer nicht möglich war. Also sollte eine Nebelmaschine zum Einsatz kommen, die aber streikte. Somit kam eine Wärmebildkamera zum Einsatz. Das Haus ist zwar unbeheizt, die Kamera zeigte aber dennoch Unterschiede zwischen 5 Grad außen und 9 Grad innen an. Die Kamera zeigte Temperaturunterschiede an, und zwar in den Ecken, wo Dachschräge auf senkrechte Ytong-Wand oder Geschossdecke trifft, und überall dort, wo der Ringanker verläuft. Es zog leicht an dem oberen Scharnier einiger Fenster.
Interpretationen:
Meine:
Die 1,3 hören sich sehr gut an, wobei ich leider keine Info gefunden habe, für wieviel Luftwechselrate allein die Lüftungsschlitze in den Fenstern sorgen. Meine Frau und ich haben gestern mit Siga Rissan jede einzelne Tackernadel überklebt (der Trockenbauer hat mittlerweile alle GK-Platten wieder abmontiert) und zudem haben wir noch den einen oder anderen Riss entdeckt (größter war 10cm lang hinter einer Strebe des Ständerwerks versteckt). Große Sorgen mache ich mir keine, ein Rest Unsicherheit bleibt, weil man ja auch überall nicht mehr rankommt.
BD-Tester:
Luftwechselrate und Leckageortung sollten immer unabhängig voneinander betrachtet werden. Da wo die Leckagen sind warnt er mich vor bzw. prophezeit mir Schimmel, also quasi in jedem Raum des OG. Die Fenster sollten neu eingestellt werden, da es an den oberen Scharnieren leicht zog.
BL (vom Bauträger):
Einerseits habe ich laut BL keinerlei Anspruch auf ein "dichtes" Haus, sondern der Bauträger muss mir nur ein Haus garantieren, dass die Luftwechselrate von 3 einhält (gab auch böse Telefonate zwischen BL und dem Chef des BD-Testers). Der Einsatz der Wärmebildkamera entbehrt bei einem unbeheiztem Haus jeglicher Logik. Es ist hingegen völlig logisch, dass es 5 Grad kälter in den Ecken und am Ringanker ist, da diese feuchter sind und Feuchtigkeit Wärme bzw. Kälte besser speichert. Zum einen zirkuliert in den Ecken die Luft weniger und dadurch dauert es länger, bis es dort trocknet, zum anderen werden Ytong-Steine trocken angeliefert, während der Ringanker aus Beton vor Ort gegossen wird und entsprechend voll Wasser ist. Es ist klar, dass es an den oberen Scharnieren zieht, da man die Fenter ja auch auf Kipp stellen können soll. Fenster kann man in dem Sinne nicht nachjustieren.
SV:
Bestätigt alle oben genannten Aussagen vom BL. Er empfiehlt eigentlich nur, dass ich noch einen BD-Test kurz vor Ablauf der Gewährleistung von 5 Jahren machen soll, da mir die zu diesem Zeitpunkt dann immer noch die Luftwechselrate von 3 garantieren müssen.
Meine Fragen:
Wie ich oben schon schrieb, haben der Chef vom BD-Tester und unser BL miteinander ein böses Telefonat gehabt und reden gleichermaßen auf mich ein.
1. Habe ich wirklich ein Recht darauf, dass eine geortete Leckage abgedichtet sein muss oder kann sich der Bauträger wirklich hinstellen und sagen "Gesetzlicher Grenzwert der Luftwechselrate wird nicht überschritten, also kann ich weiterbauen"? (dass der Bauträger den Trockenbauer hat nochmal alle GK-Platten abnehmen lassen, ist ein großes Entgegenkommen an uns und eigentlich hätten wir darauf kein Recht gehabt)
2. Ist der Einsatz einer Wärmebildkamera in einem unbeheiztem Haus, das zuvor den Tag über mit Fenstern auf Kipp gelüftet wurde, wirklich sinnbefreit, obwohl die Kamera ja Unterschiede von bis zu 4-5 Grad angezeigt hat? Unser BL meint, erst ab 14 Grad Temperaturunterschied ist diese aussagekräftig.
3. Deutlich kältere Stellen in den Ecken des Giebels und entlang des Ringankers sind nicht auf Undichtigkeiten sondern auf geringere Luftzirkulation in den Ecken und höhere Restfeuchte im Ringanker zu schließen (würde mich jetzt stark wundern, wenn das nicht so ist)?
4. Kann der Zug wirklich nur durch Leckagen kommen (ja, eigentlich klar und auch schwer zu beantworten, die Frage sollte eher sein, ob ich irgendwas übersehe)?
5. BL sagt, dass 100 Pascal ja viel zu viel sind, da könne die Folie von der Tackernadel reissen, weil das doppelt so viel Druck ist wie bei einem Orkan (40 Pascal). BD-Tester sagt, dass Belüftungsanlagen mit 800 Pascal arbeiten, unser BL also übertreibt. Wer hat recht oder übertreibt?
6. Kann ein daumengroßes Loch bei 100 Pascal für einen ordentlichen Zug sorgen, den man nicht direkt am Loch sondern einige Meter weiter am Übergang spürt, wo die GK-Platte aufhört (auch wieder so eine Frage, die man eigentlich nicht stellen müsste)?
7. Laut BL reicht ein daumengroßes Loch nicht aus, um eine Schimmelstelle zu verursachen. Stimmt das so oder kann man das nicht so pauschal behaupten? Geht auch wieder damit einher, dass laut BL wir keinen Anspruch haben, dass etwas in der Größe eines Daumens abgedichtet wird, solange die 1,3 eingehalten werden.
8. Können Fenster wirklich nicht nachjustiert werden, wenn es an den oberen Scharnieren leicht zieht? (ich würde "ja, kann man nicht nachjustieren" antworten, weil ich von Hand weder an denen sonderlich ziehen noch die randrücken kann, also da merke ich kein sonderlich großes Spiel)
Vielen Dank im Voraus für Eure hilfreichen Antworten! :biggthumpup:
unser Neubau neigt sich dem Ende. Aktuell habe ich letzte Woche von jemand Unabhängigem einen Blowerdoor-Test gemacht (der Bauträger macht erst zur Übergabe einen, ich wollte aber einen machen, bevor die GK-Platten montiert werden). Jetzt stehe ich momentan zwischen den konträren Meinungen vom unabhängigem Blowerdoor-Tester, unserem baubegleitendem Sachverständigen (nicht von der Baufirma beauftragt) und unserem Bauleiter mit der Fragestellung
- Auf wieviel "dicht" haben wir Anspruch? -
Bedingungen beim Test:
Estrich und Putz sind drin und trocknen. Unser Trockenbauer hat die GK-Platten montiert, obwohl mit ihm abgestimmt war, dass er das erst NACH dem BD-Test macht. Also haben wir ihn wenigstens überredet bekommen, dass er pro Zimmer im OG (Satteldach mit kaltem Spitzboden) eine GK-Platte abmontiert. Hinter GK-Platten ist die Dampfsperrfolie/Dampfbremsfolie (mir wird irgendwie immer gesagt, dass es da keinen Unterschied gibt) auf die Sparren getackert, zwischen den Sparren ist die Dämmwolle. Es handelt sich um ein Haus ohne Lüftungsanlage, noch im letzten Jahr mit dem Bau begonnen, also sollte die Luftwechselrate gesetzlich unter 3 liegen. Zum Zeitpunkt des Testes war die Heizung noch nicht angeschaltet (Aufheizprogramm wurde 2 Tage später gestartet).
Ergebnisse vom Test:
Der Test hat Luftwechselrate von 1,3 bei 50 Pascal bescheinigt hat. Gleichzeitig gab es aber 3-4 Stellen im OG , an denen bei Steigerung des Rotors auf 100 Pascal doch ein gewisser Zug zu spüren war. Dieser war immer an der Stelle, an der eine GK-Platte abmontiert war, wodurch die genaue Leckageortung pro Zimmer nicht möglich war. Also sollte eine Nebelmaschine zum Einsatz kommen, die aber streikte. Somit kam eine Wärmebildkamera zum Einsatz. Das Haus ist zwar unbeheizt, die Kamera zeigte aber dennoch Unterschiede zwischen 5 Grad außen und 9 Grad innen an. Die Kamera zeigte Temperaturunterschiede an, und zwar in den Ecken, wo Dachschräge auf senkrechte Ytong-Wand oder Geschossdecke trifft, und überall dort, wo der Ringanker verläuft. Es zog leicht an dem oberen Scharnier einiger Fenster.
Interpretationen:
Meine:
Die 1,3 hören sich sehr gut an, wobei ich leider keine Info gefunden habe, für wieviel Luftwechselrate allein die Lüftungsschlitze in den Fenstern sorgen. Meine Frau und ich haben gestern mit Siga Rissan jede einzelne Tackernadel überklebt (der Trockenbauer hat mittlerweile alle GK-Platten wieder abmontiert) und zudem haben wir noch den einen oder anderen Riss entdeckt (größter war 10cm lang hinter einer Strebe des Ständerwerks versteckt). Große Sorgen mache ich mir keine, ein Rest Unsicherheit bleibt, weil man ja auch überall nicht mehr rankommt.
BD-Tester:
Luftwechselrate und Leckageortung sollten immer unabhängig voneinander betrachtet werden. Da wo die Leckagen sind warnt er mich vor bzw. prophezeit mir Schimmel, also quasi in jedem Raum des OG. Die Fenster sollten neu eingestellt werden, da es an den oberen Scharnieren leicht zog.
BL (vom Bauträger):
Einerseits habe ich laut BL keinerlei Anspruch auf ein "dichtes" Haus, sondern der Bauträger muss mir nur ein Haus garantieren, dass die Luftwechselrate von 3 einhält (gab auch böse Telefonate zwischen BL und dem Chef des BD-Testers). Der Einsatz der Wärmebildkamera entbehrt bei einem unbeheiztem Haus jeglicher Logik. Es ist hingegen völlig logisch, dass es 5 Grad kälter in den Ecken und am Ringanker ist, da diese feuchter sind und Feuchtigkeit Wärme bzw. Kälte besser speichert. Zum einen zirkuliert in den Ecken die Luft weniger und dadurch dauert es länger, bis es dort trocknet, zum anderen werden Ytong-Steine trocken angeliefert, während der Ringanker aus Beton vor Ort gegossen wird und entsprechend voll Wasser ist. Es ist klar, dass es an den oberen Scharnieren zieht, da man die Fenter ja auch auf Kipp stellen können soll. Fenster kann man in dem Sinne nicht nachjustieren.
SV:
Bestätigt alle oben genannten Aussagen vom BL. Er empfiehlt eigentlich nur, dass ich noch einen BD-Test kurz vor Ablauf der Gewährleistung von 5 Jahren machen soll, da mir die zu diesem Zeitpunkt dann immer noch die Luftwechselrate von 3 garantieren müssen.
Meine Fragen:
Wie ich oben schon schrieb, haben der Chef vom BD-Tester und unser BL miteinander ein böses Telefonat gehabt und reden gleichermaßen auf mich ein.
1. Habe ich wirklich ein Recht darauf, dass eine geortete Leckage abgedichtet sein muss oder kann sich der Bauträger wirklich hinstellen und sagen "Gesetzlicher Grenzwert der Luftwechselrate wird nicht überschritten, also kann ich weiterbauen"? (dass der Bauträger den Trockenbauer hat nochmal alle GK-Platten abnehmen lassen, ist ein großes Entgegenkommen an uns und eigentlich hätten wir darauf kein Recht gehabt)
2. Ist der Einsatz einer Wärmebildkamera in einem unbeheiztem Haus, das zuvor den Tag über mit Fenstern auf Kipp gelüftet wurde, wirklich sinnbefreit, obwohl die Kamera ja Unterschiede von bis zu 4-5 Grad angezeigt hat? Unser BL meint, erst ab 14 Grad Temperaturunterschied ist diese aussagekräftig.
3. Deutlich kältere Stellen in den Ecken des Giebels und entlang des Ringankers sind nicht auf Undichtigkeiten sondern auf geringere Luftzirkulation in den Ecken und höhere Restfeuchte im Ringanker zu schließen (würde mich jetzt stark wundern, wenn das nicht so ist)?
4. Kann der Zug wirklich nur durch Leckagen kommen (ja, eigentlich klar und auch schwer zu beantworten, die Frage sollte eher sein, ob ich irgendwas übersehe)?
5. BL sagt, dass 100 Pascal ja viel zu viel sind, da könne die Folie von der Tackernadel reissen, weil das doppelt so viel Druck ist wie bei einem Orkan (40 Pascal). BD-Tester sagt, dass Belüftungsanlagen mit 800 Pascal arbeiten, unser BL also übertreibt. Wer hat recht oder übertreibt?
6. Kann ein daumengroßes Loch bei 100 Pascal für einen ordentlichen Zug sorgen, den man nicht direkt am Loch sondern einige Meter weiter am Übergang spürt, wo die GK-Platte aufhört (auch wieder so eine Frage, die man eigentlich nicht stellen müsste)?
7. Laut BL reicht ein daumengroßes Loch nicht aus, um eine Schimmelstelle zu verursachen. Stimmt das so oder kann man das nicht so pauschal behaupten? Geht auch wieder damit einher, dass laut BL wir keinen Anspruch haben, dass etwas in der Größe eines Daumens abgedichtet wird, solange die 1,3 eingehalten werden.
8. Können Fenster wirklich nicht nachjustiert werden, wenn es an den oberen Scharnieren leicht zieht? (ich würde "ja, kann man nicht nachjustieren" antworten, weil ich von Hand weder an denen sonderlich ziehen noch die randrücken kann, also da merke ich kein sonderlich großes Spiel)
Vielen Dank im Voraus für Eure hilfreichen Antworten! :biggthumpup:
"Anspruch auf dichtes Dach"-Diskussion nach BD-Test
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