Hallo Bauexperten,
wir haben vor kurzem ein EFH/DHH, Bj 1975 gekauft. Vor dem Kauf fand selbstverständlich auch eine Begehung mit einem staatlich anerkannten, d.h. TÜV-zertifizierten Gutachter statt.
Da das Haus (abgesehen von einem Wandanstrich durch die Mieter vor 20 Jahren) niemals renoviert wurde, ist die Ausstattung noch komplett aus dem Baujahr.
Abgesehen von einer (unbeschädigten) Eternit-Wand auf der Nordwest-Seite des Hauses ist im ganzen Haus kein sichtbares Asbest verbaut, d.h. keine Flex-Platten, kein Asbest-Vinyl-Boden, Keine Wandverschalungen, keine Verschalungen unter Fensterbrettern, Dachabhängungen, Nachtspeicher o.ä. Es sind auch keine Spezial-Lacke oder Sprühputz etc. aufgebracht.
Man könnte sagen, es ist ein sehr "spartanischer" Bau, 30,5 cm Ziegel, Fensterbretter aus Stein, Dach innen mit Holz verkleidet, einfacher Putz, Wandfarbe drüber, sonst "nichts".
Der Balkon auf der Südwest-Seite ist einfach ein Betonboden (unverputzt und mit nichts belegt) mit ein paar Brettern als Geländer.
Wir haben uns selbstverständlich vor dem Kauf mehrfach erkundigt ob bekannt ist, dass im Haus irgendwo Asbest verbaut ist, und sowohl der Makler als auch der Gutachter verneinten das entschieden.
Die Verkäufer selbst kannten das Haus allerdings nicht gut, da er es nachweislich vor wenigen Monaten erst geerbt hatten und nur schnell verkaufen wollten.
Nun wendete ich mich wegen der Eternitplatten gestern an ein großes Abbruchunternehmen aus der Region, das auch ein zertifizierter Fachbetrieb für Asbestsanierung ist.
Der Mann, mit dem ich sprach, wurde sofort lebhaft als ich erzählte, dass das Haus aus den 70er Jahren sei und sagte "Um Gottes Willen, in Häusern aus diesem Baujahr ist ÜBERALL Asbest verbaut, vom Estrich bis zum Putz, da muss man jedes einzelne Material austesten, das kann alles voller Asbest sein, das sollte man im Rahmen einer Sanierung alles herausholen, auch den Estrich!"
Ich war für einen Moment irritiert - und fragte mich dann nach ein paar Augenblicken der Verunsicherung, ob der Mann vielleicht nur ein sehr gutes Geschäft witterte...?!
Wie gesagt, sichtbares Asbest ist in dem Haus definitiv nicht verbaut - und meinen Recherchen nach wurden Parkettböden in den 70er Jahren gewöhnlicherweise nicht mit Asbestkleber verklebt, da könnten wohl eher PAK ein Problem sein.
Auch normaler Zementestrich aus dieser Zeit sollte nicht zwangsläufig Asbest enthalten - es handelte sich ja nicht um einen Magnesia-Estrich für Lagerhallen oder um Steinholzestrich.
Natürlich, und das war mir nicht so richtig bewusst, könnte sich Asbest aber in Klebern verstecken... die Bädern könnten im ungünstigsten Fall ein Problem werden.
Wo besteht in Häusern dieses Baujahres sonst noch die Gefahr, auf asbesthaltigen Klebstoff zu stoßen?
Wir werden nun wohl vor etwaigen Renovierungsarbeiten (wir hatten einige geplant) einen staatlich anerkannten Gutachter für Asbest hinzuziehen... aber ich möchte ungerne wegen der Proben über den Tisch gezogen werden.
Leider ist Abzocke hier mittlerweile Gang und Gebe, und ich möchte nicht unbedingt Stellen oder Materialien testen lassen, bei denen Asbest eigentlich nahezu ausgeschlossen ist.
Ich hatte den Eindruck, dass der Abbruchunternehmer mich sogar dazu gedrängt hätte, den Parkett selbst auf Asbest testen zu lassen... oder den Marmorbelag im Gang.
(Den Vorschlag, ggf. den kompletten Estrich entfernen zu lassen fand ich auch fragwürdig, da damit das ganze Zeug in die Luft geschleudert würde - hat mich ein wenig stutzig gemacht, dass nicht eher der Tipp kam, den Boden ggf. dicht zu versiegeln und einen neuen Bodenbelag aufzubringen.)
Für Tipps/Ratschläge/Erfahrungen wäre ich sehr dankbar,
Vielen Grüße,
Hauskauf
Asbesthaltige Klebstoffe in Haus aus 1975?